Herbert Wüscher wurde 1967 in Schweinfurt geboren und wuchs in einem beschaulichen 600-Seelen-Dorf in der Nähe von Schweinfurt auf. Bereits als 13-Jähriger wusste er, dass er Sänger werden wollte. Diese frühe Leidenschaft für die Musik begleitete ihn sein ganzes Leben lang. Auf einer Hochzeit sang er 1994 „Ave Maria“ und erhielt dafür viel positive Resonanz, das kam einem Anfangspunkt seiner musikalischen Karriere gleich.
Werdegang
In demselben Jahr begann er privaten Gesangsunterricht in Würzburg zu nehmen, um sein Talent weiterzuentwickeln. 1996 schloss er seine Gesangsausbildung ab und setzte sein Studium an der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg fort, das er 1999 erfolgreich beendete. Mit einer fundierten Ausbildung, startete Wüscher seine berufliche Laufbahn 1999 am Mainfranken Theater in Würzburg. Es folgte 2001 eine Station am Stadttheater in Chemnitz, wo er zum festen Theater-Ensemble gehörte. Er übernahm anschließend eine solistische Rolle in der Kinderoper, die im Rahmen der Ulmer Kammeroper aufgeführt wurde. Dort spielte und sang er den Belmonte in „Die Entführung aus dem Serail“. Im Jahr 2006 trat Wüscher in Dachau mit einem Gesangsensemble auf und übernahm dabei eine spannende Rolle. Er verkörperte Monostatos, trat als Moderator auf und sprang flexibel für die Parts der drei Damen und der Knaben ein.
Von 2007 bis 2008 verbrachte er dann seine Zeit am Hessischen Staatstheater in Wiesbaden. Im selben Jahr spielte Herbert in der Kammeroper Frankfurt im Palmengarten ebenfalls die Rolle des Fritz in „Die Großherzogin von Gerolstein“. Ungefähr zur gleichen Zeit engagierte er sich in einem Schulprojekt zusammen mit einer Gesangslehrerin. Nach intensiven Proben in Frankfurt wurde die „Zauberflöte“ im Bürgerhaus in Nied bei Frankfurt aufgeführt, wo Herbert den Tamino spielte und sang. Außerdem sang er im Papageno Theater in Frankfurt die Rolle des Herzogs von Mantua in „Rigoletto“. Im Jahr 2009 übernahm Herbert die Rolle des Fischers in „Wilhelm Tell“ und trat in den Theatern von Plauen und Zwickau sowie in einer Aufführung in Nürnberg auf. Außerdem sang er 2009 in Kirchstetten den Alfred in „Die Fledermaus“ im kleinsten Opernhaus Österreichs, gelegen im malerischen Weinviertel bei Wien.
Zudem hatte er danach als freischaffender Opernsänger Gast-Engagements in renommierten Häusern wie in Frankfurt, Wuppertal, Kassel, Freiburg und Bad Hersfeld. In Frankfurt sang er in den Chören für „Götterdämmerung“, „Der fliegende Holländer“ und „Lohengrin“. In Kassel trat er in „Die Meistersinger von Nürnberg“ als Lehrbube auf. In Wuppertal übernahm er erneut eine Rolle in „Der fliegende Holländer“, während er in Freiburg in Aufführungen als Teil eines Opernchors zu sehen war. Zudem sang Wüscher die Rolle des Parpignol in „La Bohème“ in Gießen. Während seines Choraufenthalts in Chemnitz übernahm er drei kleine, aber bemerkenswerte Rollen. In „Die Zauberflöte“ (Zweyter Theil) sang er die Rolle eines Priesters mit einer Soloeinlage. In der Produktion von „Les Misérables“ hatte er zwei Choreinlagen, und in „Jesus Christ Superstar“ verkörperte er ebenfalls einen Priester.
Seine Karriere erlebte eine tragische Wendung, als er sich am Fuß verletzte und gezwungen war, eine Pause einzulegen. Kommende feste Engagements mussten abgesagt werden und er verlor viele wertvolle Kontakte in die Branche.
In dieser schwierigen Zeit entwickelte sich aus der Not eine neue Leidenschaft. Auf Anregung eines Gesangsschülers begann Wüscher 2009, als Straßenmusiker Opern für das breite Publikum zu präsentieren. Nahezu jeden Samstag war der begnadete Sänger am Mainzer Domplatz zu finden, auch auf dem Münsterplatz in Basel konnte das Publikum seinen Interpretationen lauschen.
Durch seine zahlreichen Auftritte erlangte er wiederholt das mediale Interesse von bekannten Zeitungen wie der FAZ oder dem Tagesblatt in Basel. Parallel absolvierte er von 2003 bis 2011 ein Privatstudium bei Professor Eugen Rabine. Seit 2011 unterstütze ihn Christoph Wendel dann mit einem privaten Gesangscoaching. 2013 beeindruckte Wüscher als Don José in einer Aufführung von „Carmen“ in Bad Hersfeld. Im Jahr 2017 schloss sich Herbert einem von Alma De Lon gegründeten Ensemble an, das in Wiesbaden, Bad Kreuznach und Nieder-Olm auftrat. In diesen Aufführungen glänzte Herbert in der Rolle des Tamino in „Die Zauberflöte“.
Rückschläge
Im Jahr 2019 erlebte Wüscher eine erneute Welle von Schicksalsschlägen. Nach wiederholten gesundheitlichen Problemen verlor er allmählich vollständig die Kraft in seinen Beinen und sitzt heute im Rollstuhl. Trotz mehrerer Augenoperationen kam es schließlich zur vollständigen Erblindung, außerdem ist er Dialyse-Patient. Während der Corona-Pandemie verstarb zudem seine Lebensgefährtin, was ihm den Boden unter den Füßen wegzog und ihn in ein tiefes emotionales Loch warf.
Neu entfachte Leidenschaft
Entschlossen, sich wieder zurückzukämpfen, nahm Wüscher erneut Gesangsstunden. Mit neu gefasstem Mut wird er diesen Sommer wieder zu seinem Lieblingsplatz – dem Mainzer Domplatz –zurückkehren. Sein großes Comeback ist gleichzeitig sein 25-jähriges Bühnenjubiläum und sein 15-jähriges Jubiläum in der Straßenmusik.